Wie kann man als Stadtverwaltung seinen Bürgerinnen und Bürgern saisonale Attraktionen bieten, die nicht gleich die Welt kosten? Diese Frage stellen sich viele Verantwortliche und versuchen mit Sponsoring, Geldern aus den Fördertöpfen der Länderhaushalte oder anderen Quellen ein spannendes Angebot. Doch die Gelder werden knapper. Umdenken ist angesagt. Ein schönes Beispiel, wie es auch gehen könnte, ist das Winterdorf im Bryant Park in New York City.
Der Bryant Park ist zu jeder Jahreszeit ein empfehlenswertes Ziel für Touristen und vor allem die Einwohner und Einwohnerinnen von New York. Der Park bietet eine gute Aufenthaltsqualität, man kann sich die vorhandenen Tische und Stühle so zurechtrücken wie man mag, kann dort im kostenlosen WLAN der Public Library seine E-Mails checken oder im Internet surfen, kann an Kursen, Vorträgen oder Musikveranstaltungen teilnehmen, es gibt Tischtennisplatten, eine Boule-Bahn, in einem „Leseraum“ kann man sich Bücher, Zeitschriften und Zeitungen ausleihen oder auch diverse Gesellschaftsspiele. Das alles ist – bis auf Essen und Karussellfahren – kostenlos.
Der Bryant Park bietet somit ein niederschwelliges Angebot, an dem man auch ohne konsumieren zu müssen, teilnehmen kann. Also das, was man gerne im öffentlichen Raum sieht!
Im Winter entsteht dann das Winterdorf mit diversen Essensständen und dem üblichen Weihnachtsmarktangebot, und: die große Eislaufbahn auf der großen Rasenfläche des Bryant Parks. Eislaufen ist gratis – für die, die eigene Schlittschuhe dabei haben. Alle anderen können ab 20,- US-Dollar aufwärts welche ausleihen.
Gratis-Angebote im Sommer, im Winter kostenlos eislaufen – doch wie wird das alles bezahlt?
Der Clou ist, dass mit den Winteraktivitäten alle die kostenlosen Angebote über das Jahr subventioniert werden, wie der Gotharmist jüngst berichtete. Für die gemeinnützige Organisation, die den Park verwaltet, sind die Einnahmen ein Glücksfall. Aus öffentlich zugänglichen Quellen ist bekannt, dass die Saison 2022/23 mit dem Winterdorf 8,5 Millionen Dollar eingespielt hat. Dies mit dem Schlittschuhverleih und den diversen kostenpflichtigen Angeboten rund um Essen und Weihnachtsmarkt. Hinzu kommt das Sponsoring durch die Bank of America.
An den besten Tagen kommen mehr als 5000 Eisläufer pro Tag, die sich im 15 Minutentakt auf der Eisbahn abwechseln. Das sind auf der einen Seite natürlich New Yorker, auf der anderen Seite aber auch jede Menge Touristen. Da Touristen in der Regel nicht ihre eigenen Schlittschuhe dabei haben, tragen diese von Thanksgiving bis Neujahr den größten Teil der Einnahmen bei.
Mehr als nur saisonale Tradition
Schlittschuhlaufen konnte man in New York schon viele Jahre im Rockefeller Center oder auch im Wollman Rink im Central Park, der bereits 1950 eröffnet wurde. (Übrigens wurde der Wollman Rink in den 80er Jahren mal von der Trump Organization renoviert und einige Jahre betrieben. Erst 2021 wurde das Management wieder abgegeben.)
Die Eisbahn im Bryant Park kam 2005 hinzu und seitdem viele weitere in den verschiedenen Teilen von New York City. Zum Beispiel die am Brookfield Place, an den Chelsea Piers, am South Street Seaport, bei MetroTech, in Manhattan West und auf der neu eröffneten Roebling Rink im Brooklyn Bridge Park. Auch in manchen der Wolkenkratzer gibt es auf den für die Öffentlichkeit zugänglichen Stockwerken einige wenige Quadratmeter große Eislaufbahnen, die aber wohl eher für das jüngere Publikum gedacht sind.
Das Schlittschuhlaufen ist für die öffentlichen Parks ein entscheidender Faktor für das finanzielle Wohlergehen der Parks. Mit den Einnahmen ist es möglich, im Bryant Park das gesamte Jahresangebot finanziell zu bewerkstelligen. So kommt der Park ohne öffentlichen Gelder aus, zahlt aber auch keine Gebühren für an die Stadt. Das ist bei anderen Eisbahnen durchaus anders und auch gerechtfertigt, wenn dies vor allem kommerziellen Zielen dient.
Das Interessante an diesem Beispiel ist, dass es möglich ist, ein gutes und auch kostenfreies oder günstiges Angebot zu schaffen, ohne auf öffentliche Mittel angewiesen zu sein. Angesichts der finanziellen Situation in vielen deutschen Kommunen, ist es sinnvoll, sich solche Beispiele genauer anzuschauen und daraus gegebenenfalls zu lernen.
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