Das Thema „Stadt“ spielt weltweit eine bedeutende Rolle. Heute gibt es auf der Erde etwas über 7 Milliarden Menschen. Im Jahr 2100 erwartet man 11,2 Milliarden Menschen. Das heißt, dass die Menschheit nochmal um mehr als 50 Prozent wachsen wird. Schon heute leben 50 Prozent der Weltbevölkerung in Städten – mit steigender Tendenz. Die Vereinten Nationen schätzen
, dass 68 Prozent der Weltbevölkerung im Jahr 2050 in Städten leben werden.Die Zukunft der Erde wird in Städten gestaltet.
Auch national sind die Entwicklungen zu beobachten. Die Stadt, die wir brauchen, wird auf nationaler Ebene überall unterschiedlich aussehen, unterschiedliche Schwerpunkte setzen und auch unterschiedliche Anforderungen erfüllen müssen. In Deutschland wohnen 77 Prozent der Deutschen in Städten und Ballungsräumen. Die Menschen ziehen vom Land in die Stadt, und das mit steigender Tendenz. Allerdings ist die Abgrenzung Stadt – Land im dicht besiedelten Deutschland schwierig. Wo endet Stadt und wo beginnt das Land? Die Lebensweisen sind sehr ähnlich und Pendlerströme fließen in beide Richtungen.
Gleichwohl gibt es auch ein Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land. Auf der einen Seite entwickeln sich Dörfer in der Nähe von Großstädten gut, auf der anderen gibt es Regionen mit massiver Landflucht mit allen ihren Konsequenzen. Geschäfte müssen mangels Kundschaft schließen, Schulen und Gaststätten ebenfalls. Die Lebensqualität verschlechtert sich.
UN Habitat‘s World Urban Campaign
Um das Thema weltweit zu bearbeiten haben die Vereinten Nationen „UN Habitat“ gegründet und 2001 zu einer eigenständigen Organisation der Vereinten Nationen gemacht. UN Habitat ist das Wohn-, Siedlungs- und Stadtentwicklungsprogramm der vereinten Nationen und zählt heute zu den wichtigsten UN Organisationen. Die Hauptaufgabe lautet weltweit „Sustainable urban development“. Die Ziele insgesamt orientieren sich an den Sustainable Development Goals, den sog. SDGs.
“The battle for a more sustainable future will be won or lost in cities.”
(UN Habitat)
Dazu tagt alle zwei Jahre der UN Habitat Governing Council – immer in Narobi
, Kenia, dem Hauptsitz der Organisation. Das World Urban Forum findet ebenfalls alle zwei Jahre statt und dient dem Austausch und dem Teilen von Wissen. Alle 20 Jahre findet dann der Weltsiedlungsgipfel, bzw. die „Konferenz der Vereinten Nationen über Wohn- und Siedlungswesen“ statt, in der es um die großen Schritte und Entwicklungen geht.Kampagne THE CITY WE NEED
Im März 2014 hat UN Habitat die Kampagne „The City we need“ gestartet. Hintergrund war die Erkenntnis, dass der Kampf um eine nachhaltigere Zukunft in den Städten gewonnen oder verloren wird. Im Rahmen der Kampagne wurden dann weltweit 26 Workshops, sog. Urban Thinker Campuses durchgeführt und daran gearbeitet, was „die Stadt, die wir brauchen“ auszeichnet. Weltweit diskutierten alle zivilgesellschaftlichen Gruppierungen wie Gewerkschaften, Unternehmen, Frauen, Kirchen, Jugend, Verwaltung, Wissenschaft etc. ihre Vorstellungen. Deutschland war in den weltweiten Workshops durch den Urban Thinker Campus in der Stadt Mannheim beteiligt, die dazu eine eigene Webseite angelegt hat. Die zusammengeführten Ergebnisse aller Workshops wurden 2016 als Konsensdokument veröffentlicht.
The City We Need Principles
- The City we need is socially inclusive.
- The City we need is well planned, walkable and transit-friendly.
- The City we need is a regenerative city.
- The City we need is economically vibrant and inclusive.
- The City we need has a singular identity and sense of place.
- The City we need is a safe city.
- The City we need is a healthy city.
- The City we need is affordable and equitable.
- The City we need is managed at the metropolitan level.
Einige Städte in Deutschland haben das Format und die Ergebnisse aufgegriffen für eigene Aktivitäten. Zum Beispiel die Stadt Nürnberg diskutiert mit ihren Bürgerinnen und Bürgern über verschiedene Kanäle die Fragen:
- Wie stellst du dir unsere Stadt vor?
- Was ist genial an Nürnberg? (the city we love)
- Was läuft nicht so super und müsste dringend verändert werden? (the city we want)
- Was fehlt dir noch in Nürnberg? (the city we need).
In Deutschland, aber auch weltweit, finden sich viele weitere Beispiele für Aktivitäten dieser Art.
Letztendlich handelt es sich ja bei den Prinzipien ein Stück weit um einen Überbau, mit dessen Hilfe man die anstehenden Themen in der eigenen Stadt bearbeiten und vielleicht sogar Erfolge messbar machen kann. Letztendlich beschreiben die THE City WE NEED-Prinzipien eben auch wichtige Grundlagen von Lebensqualität, um deren Steigerung es den Städten gehen sollte – vor allem angesichts des Wachstums der Städte durch die steigende Landflucht.